There’s darkness at the door

„Where are you now? Are you coming back to us? Are you online? Are you contactable again“, fragt Damon Albarn in seiner wohlig-sanft geschmirgelten Stimme auf Stück 4, dessen Titel „Russian Strings“ in diesen Tagen kurz stocken lässt.

Tatsächlich könnte die katastrophale Weltlage nicht weiter entfernt scheinen, wenn man sich heute, am Erscheinungstag, das neue Blur-Album The Ballad of Darren anhört; zehn Songs, in denen Albarn, Graham Coxon, Dave Rowntree und Alex James auf maximale Entspannung setzen. Braucht’s des, fragt da schon die Süddeutsche Zeitung, und tatsächlich haben alle Bandmitglieder ja inzwischen erfolgreiche Nebenbeschäftigungen aufgenommen, wie Max Fellmann weiß: Albarn natürlich als Gorillaz-Mann, Graham Coxon mit Filmmusik, „Dave Rowntree versuchte sich in der englischen Lokalpolitik, Bassist Alex James machte Käse – nein, keinen Quatsch, sondern wirklich: Käse. Sogar ziemlich erfolgreich.“

So ganz unberechtigt ist die Frage also nicht. Aber wer wird schon Einspruch gegen die zurückgelehnte Melancholie von Songs wie „The Ballad“, „The Everglades“ oder auch „Far Away Island“ erheben? Selbst der verpflichtende Kracher – wir erinnern uns an „We’ve Got A File On You“, weiland auf Think Tank (2003!) an strategisch guter achter Stelle platziert –, hier fällt er mit „St. Charles Square“ auf Position zwei nebst geschmackvollem Schwarz-Weiß-Video, auf dem wohl doch nur Wasser ins frenetisch jubelnde, freilisch stumm gestellt Publikum gespritzt wird, recht brav aus.

Um’s Verschwinden geht’s viel, hier: Vorm Albert Memorial („Goodbye Albert“), auf dem schon genannten „Far Away Island“, aber selbst der Verlust der Verflossenen wird entspannt behandelt: „And all I saw was that you’re not coming back/Oh, can’t you see when the ballad comes for you/It comes like me?/But I won’t be afraid (…)“ („The Ballad“). Am ehesten in zaghaftester Nähe zum politischen Kommentar kommt’s beim vorletzten Stück „Avalon“: „What’s the point in building Avalon/If you can’t be happy when it’s done“, und, später der Blick zu den dieser Tage viel diskutierten Kampfjets: „Then grey painted aeroplanes fly over/On their way to war/And I’m dialing in, I’m dialing out/There’s darkness at the door.“

Die Dunkelheit, da hat Albarn recht, ist immer nur einen Schritt weit vor der Tür. Aber vielleicht ist es gerade in diesen Tagen das besondere Kunstwerk, sich ein letztes Reservoir für Entspannung zu erschließen – quod erat demonstrandum.

Blur: The Ballad of Darren, Parlophone Records, ca. 36 Minuten, diverse Formate, ca 20 €

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