
Sascha Macht scheut in seinem Debüt auch die skurrilsten Einfälle nicht – ein Roman wie ein Wimmelbild.
Ein Autor schickt seinen Protagonisten auf eine Reise: Einmal quer über seine Heimatinsel muss der siebzehnjährige Bruno Hidalgo. Diese Insel ist in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts nach US-amerikanischen Atombombentests aus dem Meer aufgetaucht und seitdem Schauplatz utopischer Weltentwürfe aller Art. Sascha Macht hat es sichtlich genossen, seinen munter sprudelnden Ideenstrom auf diese fiktive Insel auszugießen: Es gibt Schlösser, Wälder, Canyons, Seen, Sumpfgebiete und Savannen. Generäle, Revolutionäre, Monarchisten, Hippies und Fabeltiere tummeln sich hier, in Dörfchen, Siedlungen, Großstädten.
Dass es da mitunter etwas eng werden kann, ist nicht nur Folge von Sascha Machts überbordendem Einfallsreichtum, sondern gleichzeitig Triebfeder für den Fortgang der Handlung: Bruno Hidalgo begegnet auf seiner Reise ständig Gestalten, die seine Geschicke in eine neue Richtung lenken. Ein aussätziger Preuße, ein durchtriebener Mexikaner und schließlich das südafrikanisch-nordirische Filmregisseur-Pärchen Johnny und Sylvie inklusive deren Sohn Liam. Vage erkennbar wird, dass seine Reise zeitlich mit einem Staatsstreich zusammenfällt, der die politische Ordnung auf der Insel über den Haufen wirft. Sein persönliches Ziel ist aber eigentlich der Besuch der Filmfestspiele in der Hauptstadt, was er, soviel kann man verraten, schließlich auch erreichen wird.
Überhaupt sind die Filme, spezieller: Horrorfilme, denen Bruno Hidalgo sich voll und ganz verschrieben hat, ein schönes Leitmotiv in diesem sämtliche Grenzen sprengenden Roman. Über zwanzig – natürlich fiktive – Regisseure und deren Oeuvre hat Sascha Macht eingebaut, teilweise mit elaborierten Lebensläufen und herrlichen Filmtiteln wie Kontrabassisten – Ledermenschen – Fleischhauer, Bulbin der Zetrümmerer, Schöne Körper, rote Nächte, blinde Würmer oder Süßes Schlachthaus, mon amour.
Sascha Macht: Der Krieg im Garten des Königs der Toten. DuMont Buchverlag, 272 Seiten, 19,99 €
Ich habe gerade erst einen Text von Sascha Macht in der Edit gelesen, »Nach den Spionen«, dort findet sich der Einfallsreichtum, den du beschreibst, im Kleinen wieder. Sehr schräg und sehr gut.